Fritz Barth
Vom segensreichen Wirken der Fehler
Vier Essays zur Architektur
Edition Axel Menges 2021
128 Seiten mit 39 Abbildungen
14×21 cm
ISBN 978-3-86905-023-2
€ 29.-
Der Band versammelt vier kleinere Texte, die über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten entstanden sind und deren unterschiedliche Themen sich mit eher abgelegenen Bereichen der Architektur auseinandersetzen, so ihrem eigentümlichen Erscheinen im schriftstellerischen Werk von Hans Henny Jahnn, dem stilbildenden Wirken von Fehlern und Mißgeschicken, der unerwarteten Manifestation barocker Rhetorik in der pietistischen Architektur um 1700 und dem historisch-kritischen Eklektizismus der Handelskammer in Mantua.
Was die Texte verbindet, ist der Versuch einer eingrenzenden Bestimmung des Architektonischen als der Architektur innewohnendes Prinzip, gewissermaßen seiner Erfassung von den Randbereichen her.
Eine Rezension, erschienen in der DBZ 12/2021
Zu wenig von Fehlern
Ich muss es schreiben: der Titel hatte gezogen. Aufmerksamkeit, Neugier erzeugt und Hoffnung, hier würde einmal ganz anders über Architektur nachgedacht/geschrieben. Das „segensreiche Wirken der Fehler“, kein neues Thema, aber im Kontext Architekturdiskurs deutlich unterbelichtet. Aber: Über das Segensreiche wird hier auch geschrieben; die wunderbar textlastige, spärlich bebilderte und für die Abendlektüre auf dem Sofa so sehr geeignete Buchpublikation bietet noch drei weitere Artikel/Essays: einen zum Ungebauten bei Hans Henny Jahnn (dessen Hauptwerk der Rezensent glücklicherweise schon mal gelesen hatte), über das pietistische Barock und den kritischen Eklektizismus der Handelskammer in Mantua, plus, als eine Art Zugabe, eine „Festtagsrede“, in der es um die Bestimmung des Architektonischen geht, also eine Art Zusammenfassung der vorangegangenen Artikel.
Ob man das alles lesen muss? Der Autor selbst kommt beim Text zum Architektonischen im Werk Jahnns zu dem Schluss, hier könne man nur wenig Konkretes zum Bauen selbst extrahieren, es bliebe allein das Wort, das uns Lesende in Bann ziehe. Und wie sieht es mit dem Beitrag zum „segensreichen Wirken der Fehler“ aus? Fast habe ich es geahnt, der Autor schreibt über das, worüber er forscht und längst schon geschrieben hat, über Renaissance und Barock und Manierismus. Und Projektbeispiele, die hier schon auftauchten, erscheinen an anderer Stelle erneut, so mischt sich alles und das in einem Schreibduktus, der schwindlig macht, der vor Schachtelsätzen nicht zurückscheut und Bildungshorizonte öffnet, die uns NormalleserInnen – trotz allem Studieren und ständig zunehmendem Wissen – zumindest fordert. Ob das alles hinreicht, das Architektonische als ein der Architektur innewohnendes Prinzip hervortreten zu lassen? In jedem Fall dient die Lektüre der Verschiebung eigener Horizontlinien, die ja durchaus auch in der Lage sind, das Erkennen des Grundes dauerhaft zu vermauern. So also: lesen! Be. K.