Eingangsgebäude Deutsches Technikmuseum
Berlin
Wettbewerbsbeitrag
2023
In Kooperation mit Habermann Architekten
Städtebau und Baukörper
Im Verbund mit den beiden vorhandenen Nachbargebäuden, dem BVG-Haus mit der U-Bahn- Durchfahrt und dem Neubau des DTMB mit dem Rosinenbomber, spannt das neue Eingangsgebäude ein weites, großmaßstäbliches urbanes Panorama von hoher Zeichenhaftigkeit auf. Nähert man sich dem Bau an, erhält der offene Vorplatz im Zusammenspiel mit Neubau und Science Center eine gute räumliche Fassung, zentriert durch die konkav geschwungene Ein- gangsfassade. Die Gestaltung des Platzes gewährt die ungehinderte Bewegungsfreiheit von Fußgängern, Radfahrern und Bussen, die urbane Baumbepflanzung entlang des Tempelhofer Ufers und der historische Kiosk aus den Beständen des Museums betonen den städtischen Charakter. Die drei gegebenen Annäherungen – über den offenen Vorplatz, die lange Perspektive der Ladenstraße und den durch Grün bestimmten Ausläufer des Parks – bleiben in ihrer Diversität erhalten und werden in ihren spezifischen Charakteristika gestärkt. Das Eingangs- gebäude als konsistentes architektonisches Objekt zeigt sich im jeweiligen Kontext in anderen Facetten und vemag es, die unterschiedlichen Atmosphären zusammenzuführen. Die historische raumbildende Gegebenheit der Ladestraße wird, wie in der Auslobung gefordert, offengehalten und darüberhinaus akzentuiert.
Dank präziser Plastizität besitzt der Baukörper eine gute Fernwirkung und hohe Signifikanz, und die plakative Eingangsfassade sorgt, nicht zuletzt wegen der Videowand mit ihrem gestal- terischen und kommunikativen Potential, für eine prominente Erscheinung und ausgezeichnete Adressbildung. Auffällige Elemente wie die formbestimmenden geschlossenen Lüftungstürme mit ihren aufgesetzten Hutzen und die zwischen ihnen aufgespannten begrünten Fassaden kennzeichnen die Funktionsweise des Gebäudes und geben Hinweise auf seine spezifischen ›technischen‹ Charakteristika – die Zusammenhänge lassen sich leicht erklären und verstehen, und der Bau selbst wird zum Exponat und Zeichen einer zeitgemäßen und nachhaltigen Gebäudetechnik. So führt die Grünfassade neben ihrer Funktion als Verschattung und ihrem Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas wie auch der Biodiversität von außen wie von innen die nachhaltige Konzeption des Gebäudes vor Augen. Ihrem mehrschichtigen Aufbau verdankt sich der offene Eindruck des Baus, der aus der Nähe gesehen dank seiner Materialität (Holz) und der damit verbundenen konstruktiven Möglichkeiten und Erfordernisse eine leichte und filigrane Erscheinung bietet.
Denkmalschutz
Eine Rekonstruktion des verlorenen Schwechten-Baus wird in Befolgung der Regeln der Charta von Venedig nicht stattfinden, lediglich seine Grundfläche wird durch die Pflasterung abgebil- det. Die noch vorhandenen Ruinen der Ladestraße werden, soweit Bedarf an Flächen besteht, restauriert und für die Gastronomie genutzt, die angrenzenden Bauteile sollen lediglich gesichert werden und, im Inneren mit Bäumen bepflanzt, als Gastgarten dienen.
Innere Gestalt und Organisation
Das Innere ist gekennzeichnet durch kürzestmögliche Wege, nicht nur in Hinblick auf das Eingangsgebäude selbst, sondern auch, was den größeren Kontext der Struktur des gesamten Museumskomplexes und die Anbindung an die bestehenden Knotenpunkte von dessen verschiedenen Bereichen betrifft. Eine Erschließung von einzelnen Ausstellungsbereichen über andere kann so vermieden werden, was einen reibungslosen Museumsbetrieb auch während Umgestaltungen ermöglicht.
Das Eingangsgebäude selbst besitzt eine gut verständlichen Erschließung, eine einfachen Ori- entierung und sorgfältig ausgearbeitete Bewegungsführung in erlebnisreicher architekto- nischer Dramaturgie. So wird das ansteigende Umgehen des pentagonalen Zentralraums zum elaborierten räumlich-architektonischen Spaziergang, der in einer sich erweiternden Spirale beständig neue Ansichten und Aspekte vor Augen führt. Der pentagonale Zentralraum hält die Waage zwischen präziser Definition seiner Form durch das ihn definierende Gestell aus Pfeilern und Deckenkonstruktion einerseits und verschiedenartigenen Aufweitungen andererseits – der drei konischen Annexe der Grundfläche sowie der ganz anders gearteten trichterförmigen Aufweitung nach oben.
Die Ebenen der Eingangshalle sind funktional wie auch gestalterisch differenziert und weisen, ungeachtet der Konsistenz des übergeordneten räumlichen Gefüges, den jeweiligen Aktivitäten angemessene Charakteristika auf.
Die geometrische und konstruktive Struktur der öffentlichen unteren drei Geschosse bestimmt auch das 3. Obergeschoß, das halböffentliche Seminargeschoß, wo das Foyer als erkennbare Fortführung der Eingangshalle eine Vielfalt unterschiedlicher Räume und Funktionsbereiche erschließt.
Struktur und Tragwerk
Mit Ausnahme der Fundamente, des Untergeschosses und der des Brandschutzes wegen in Beton ausgeführten Fluchttreppenhäuser ist der Bau eine Holzkonstruktion, wobei für die Geschoßdecken eine Holz-Beton-Hybridbauweise gewählt wurde, um die Speicherfähigkeit der Gebäudemasse zu erhöhen.
Die Positionierung des Baus auf dem Gelände und die Wahl der pentagonalen Grundrißform erfolgten nicht zuletzt in Hinblick auf die Vermeidung kostspieliger Gründungsmaßnahmen. In Verbindung mit vier neben der U-Bahn-Trasse plazierten Bohrpfählen ermöglicht das nur geringfügig über die Trasse auskragende Fundamentgitter den Verzicht auf eine aufwendige Überbauung.
Auch für die Konstruktion der beiden Brücken wurde mit einer u-förmigen Holzschale eine vergleichsweise unaufwendige Konstruktion gewählt, wobei die Positionierung des Pfeilers mit Rücksichtnahme auf die bestehende Infrastruktur (U-Bahn-Trasse, Bahngleise, Wege) erfolgte.
Die Entscheidung für Holz als Baustoff wurde aus mehreren Gründen getroffen: Minimierung des ökologischen Fußabdrucks, CO2-Reduzierung, Gewichtsersparnis im Hinblick auf die Grün- dung, nicht zuletzt jedoch wegen der konstruktiven und ästhetischen Möglichkeiten.